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Leseprobe aus 10 Jahre arbeiten und wohnen in Ägypten

Astrid Stiefel • Juli 26, 2023

Gibt es einen Dresscode in Ägypten?

Gibt es einen Dresscode in Ägypten?

Stell dir vor, du bist auf einer Party eingeladen und du hast nicht die passende Kleidung an. Wird jemand was zu dir sagen? Wahrscheinlich nicht. Wirst du dich wohlfühlen? Wahrscheinlich auch nicht, außer, du bemerkst es gar nicht, weil es noch mehr so verpeilte gibt.

So ist es auch in verschiedenen Situationen im Gastland. Ganz grundsätzlich kann man sagen, dass die Kleidung in Ägypten als konservativ und praktisch beschrieben werden kann. In manchen Situationen mehr konservativ, in anderen weniger.

Bis in die 90er Jahre war Ägypten moderat islamisch und es wurde nicht an der Kleidung festgemacht. Doch durch die Unterstützung durch Saudi-Arabien und auch den vielen ägyptischen Gastarbeitern dort wurde der Glaube und  Kleidung immer mehr verknüpft. 90 % der Einwohner sind Muslime, 10 % Kopten, also orthodoxe Christen.

Die Galabea, also das weite, bodenlange Kleid, wird übrigens von den Männern beider Glaubensrichtungen gern getragen, weil es einfach praktisch ist. Die Beduinen erkennt man an der Kufiya, dem Palästinesertuch, welches sie tragen. Frauen sollen ihre Schönheit nur noch dem Mann zeigen, der sie heiratet. Je mehr südlicher man kommt, desto traditioneller die Kleidung. Viele moderne Frauen tragen kein Tuch oder bunte Tücher zu einem Knoten gebunden. Doch auch der Gesichtsschleier findet in Ägypten Einzug.

Wem das alles nicht gefällt, dem stehen so viele andere Urlaubsorte zur Verfügung.

Und noch einen Aspekt sollte man bei der Wahl seiner Kleidung in Betracht ziehen. In den Hotels arbeiten meist gläubige Muslime. Vorehelicher Sex ist verboten und um zu heiraten, müssen sie viel den Brauteltern bezahlen. Wenn die Damen also viel Haut zeigen, ist das etwa so, als wenn du eine Diät machst und man setzt dich in dein Lieblingsrestaurant ans Büfett.

Es ist nicht unsere Aufgabe, westliche Sitten und Bräuche in das Gastland zu bringen und wir müssen uns auch nicht als Frauenrechtler hier profilieren. Bei der Wahl der Kleidung sollte man deshalb aus Respekt des Gastlandes gegenüber mal ein wenig konservativer denken.

Zu diesem Thema gehört natürlich auch, dass in Ägypten sich ein Mann wie ein Mann kleidet. Wir haben hier, egal welcher Glaubensrichtung man angehört, ausschließlich die ursprüngliche, natürliche Familienform. Hier heiratet ein Mann eine Frau und man bekommt eindeutig geschlechtlich zuzuordnende Kinder. Ich persönlich empfinde den Respekt des Gastlandes mit Füßen getreten, wenn hier Prommis auftauchen, die wie schlecht gemachte Transvestiten rumlaufen und meinen, man müsste so tolerant sein und ihr Auftreten hier akzeptieren. Ja, die Ägypter werden diese Menschen weder ausweisen noch einsperren. Aber Akzeptanz und Respekt werden Menschen hier genauso erfahren, wie sie es dem Gastland zumuten.

Und muss ich mich im Urlaub dem Risiko aussetzen, vielleicht mich eingeschränkt bewegen zu können oder vielleicht sogar angefeindet zu werden?

Liebe Paradiesvögel, es gibt so viele Länder, die euch auf Händen tragen. Sucht euch doch das passende aus! Es erinnert mich an die Zeit, als in unser kinderfreies Hotel unbedingt Gäste mit Kindern wollten.

Im Hotel und am Strand

Gerade durch unsere Tätigkeit als UrlaubsChecker besuchen wir regelmäßig Hotels. Und meist komme ich aus dem Kopfschütteln nicht raus. Natürlich bin ich ein Verfechter von starkem Selbstbewusstsein. Doch manchmal überlege ich schon, ob die Menschen wirklich nicht eher eine Wahrnehmungsstörung haben. Und manchmal kann ist es auch die Aufgabe des Partners oder Freundes, darauf aufmerksam zu machen, wenn es peinlich wird.

Wir sind auf Mahmya Island, einem wunderschönen Strand, der stark an die Karibik erinnert. Eine junge Frau, ich würde sie als vollschlank einstufen, trägt einen Bikini. Das Oberteil ist mit rückenfreien Trägern. Diese hat sie jedoch, um keine weißen Streifen zu bekommen, unterhalb den Armen hinten zugebunden. Die füllige Brust erinnert so ein bisschen an zwei abgefüllte Presssäcke, die zum Trocknen aufgehängt werden. Aber bei jungen Mädchen ist das Bindegewebe noch prall und deshalb nicht unästhetisch. Doch dann dreht sie sich um und macht die Hände über den Kopf. Und bleibt so stehen. Und steht. Und die beiden Brüste quellen jetzt rechts und links raus, wie bei einer Mamografie. Die Frauen wissen, was ich meine. Es sieht einfach ganz schlimm aus. Sie kann sich ja von hinten nicht sehen. Warum sagt ihr Mann nichts? Warum sagt ihre Freundin nichts?

Ich mache ein Foto, nehme sie auf die Seite und zeige es ihr mit den Worten: „Sie können es nicht sehen. Entscheiden Sie selbst, ob Sie das gut finden.“ Sie ist zu ihrer Gruppe, die haben wohl gefragt, was ich wollte. Ihr Mann geht etwas weiter weg und betrachtet seine Frau von hinten, geht zu ihr und sagt etwas. Ab diesem Zeitpunkt habe ich diese Frau nicht mehr gesehen.


Es ist kein Problem, sich tagsüber mit einem Strandkleid und Flipflops im Hotel aufzuhalten. Man sollte bedenken, dass im Hotel die Klimaanlagen meist so kalt eingestellt sind, dass man fast einen Kälteschock bekommt, wenn man aufgeheizt von draußen kommt.

Abends ist es selbstverständlich, dass man sich so kleidet, wie man auch in Deutschland in ein Restaurant gehen würde. Die Männer sollten auch darauf achten, eine längere Hose im Gepäck zu haben, denn diese muss abends im Restaurant getragen werden. Und ich habe es selbst schon erlebt, dass Gäste nicht in einer dreiviertel Hose ins Restaurant durften.

String, Dreiecke, die nur die Brustwarzen bedecken oder Stoff, der im Wasser durchsichtig wird, sind no goes! FKK und oben ohne sind in Ägypten nicht erlaubt, nicht einmal in der Sauna. Wer in der Sauna aus hygienischen Gründen keine Badebekleidung tragen möchte, der sollte sich ein Badetuch umhängen und sich auf ein anderes setzen.

Tatsächlich wird bei der Massage das Oberteil ausgezogen! Doch meist wird eine Frau von einer Frau massiert.

Wenn man tagsüber ins Beachrestaurant geht, liegt die Betonung auf Restaurant, nicht auf Beach. Hier ist ein Strandkleid für die Frauen, eine kurze Hose und T-Shirt für den Mann passend. Und wenn man darunter noch die nasse Kleidung hat, dann ist ein Handtuch auf dem Stuhl ein muss.

Ich habe keine Lust, mich in die Pfütze des Vorgängers zu setzen, wo ich nicht weiß, ist es wirklich nur Wasser.

Last, but not least, die Badeschuhe am Strand nicht vergessen! Ich habe mir im Juni eine Brandblase im Sand gelaufen. Und die sogenannten Arschlochmuscheln mit Widerhaken sind damit nicht ganz so gefährlich.

Außerhalb der Hotelanlage

Ich sitze in der Senzomall bei MC. Donalds im Außenbereich. Das ist direkt beim Haupteingang. Dort kann man wunderbar die Menschen beobachten. Ein junges Pärchen kommt. Er hat nur die Badehose an, das T-Shirt über die Schulter gelegt. Er findet sich cool, ich nicht. Als die beiden auf meiner Höhe sind, spreche ich sie an. „Ihr seid falsch. Zum Strand geht es dort lang!“

„Wir wollen nicht zum Strand, sondern etwas kaufen!“

„Echt? Dann wäre es doch das mindeste, wenigstens das T-Shirt anzuziehen.“

Wenn ich mich im Hochsommer in Deutschland in irgendein Straßencafé setze, um das bunte Treiben zu beobachten, sehe ich Miniröcke, Shorts, T-Shirts. Habt ihr da schon mal einen Mann nur mit Badehose rumlaufen sehen, der sich im Supermarkt an der Ecke Getränke kauft? Sitzen euch im Café Frauen gegenüber, die nur im Bikini bekleidet ihren Cappuccino trinken oder einen Salat essen? Nein.

Sitze ich in Hurghada, sehe ich, wie aus den Shops Männer kommen, die nur mit Badehose bekleidet einkaufen gehen; und in den Bars sitzen die Frauen im Bikinioberteil. Übrigens, welcher Unterschied zwischen Bikini und BH besteht eigentlich? Man könnte dann gleich in Unterwäsche gehen.

Straßenkleidung im Gym?

Badekleidung auf der Straße?

Sportkleidung im Restaurant ? Finde den Fehler!

Kleidet euch zum Einkaufen oder Stadtbummel einfach so, wie ihr es in eurer Heimatstadt, wo man euch kennt,  auch tun würdet.

Bei Auflügen

Ich hole einen Vater mit einem jungen Mädchen zum Ausflug ab. Sie trägt eine kurze Hose. „Hast du eine lange Hose dabei?“ Natürlich nicht.

Wenn man in Deutschland einen Dom oder einen Friedhof besucht, und dort Ausländer in Hotpants oder Spaghettiträgern sieht, welche Gedanken kommen euch?

Tempel und Pyramiden sind die Kirchen und Friedhöfe der Geschichte. Unabhängig, dass wir uns in einem muslimischen Land befinden, ist es einfach der Anstand, der gebietet, nicht in Strandkleidung diese Kulturstätten zu besuchen.

Und selbstverständlich hält man sich ganz viel im Freien auf, ohne Schatten, mit Fliegen und Moskitos. Schon alleine aus diesem Grund sollte man leichte, lange Sachen anziehen und bequeme Schuhe.

Auch bei einer Quadtour ist eine lange Hose angebracht. Man fährt zwischen drei und vier Stunden in der glühenden Wüstenhitze. Und der Motor gibt noch heiße Luft ab, an das Bein.

Auch für eine Fahrt zum Schnorchelausflug kann man bitte etwas über die Badekleidung ziehen. Vergesst nicht, auch der Fahrer ist ein Mann.

Vielleicht solltet ihr einmal eine bunte Touristengalabea kaufen. Damit ist man immer richtig gekleidet! Sie kostet etwa 15 € und kann zu Hause wunderbar als Hauskleid der Nachthemd getragen werden.

Übrigens, es gibt eine Ausnahme: El Gouna. Das große Privatresort ist so westlich, dass sogar die Ägypterinnen sehr freizügig angezogen sind. e.

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