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Ich packe meinen Koffer ...

Astrid Diefenbach • 22. November 2023

 ...und nehme 20 Kilo Lebensmittel mit!

Wer erst einmal im Ausland lebt, sucht seine Flüge unter Anderem auch nach der Höhe des Freigepäcks aus. Am Besten sind Airlines, die es ermöglichen, verschiedene Anzahl von Gepäckstücken auf Hin- und Rückflug zu buchen. Nach Deuschland fliegen wir nur mit Handgepäck, auch im Winter. Die warme Kleidung wird im Zwiebellook angezogen mit den dicksten Schuhen. Natürlich sieht es etwas sonderbar aus, wenn man in Hurghada mit Daunenjacke und Stiefletten steht. Besonders, weil man ja am Flughafen zweimal seine Sachen durch den Scanner jagen muss und dort jeweils alles auszieht, auch die Schuhe. Doch was macht man nicht alles für 100€, und das kostet so ein Koffer schon. Sollte es nicht möglich sein, ohne Koffer zu buchen, ist einfach bequemer, den Handkoffer in den großen Koffer zu machen. Und wenn man nur Handkoffer gebucht hat, dann hat man statt einer Handtasche eine Badetasche. Diese ist beim Flug nach Deutschland leer, aber zurück haben darin 20 KG kompakte Lebensmittel wie Kaffeebohnen, Schokokade, Brotmischung oder Spülmaschinentapps platz. Das sind alles Sachen, die viel wiegen, aber wenig Platz brauchen.


Also, wir haben jetzt für den Flug jeweils mit Koffer gebucht, das bedeutete, relaxter Hinflug mit wenig Handgepäck aber dafür auf den Koffer in Deutschland warten. Doch es ging dieses Mal wirklich schnell.


Eine Woche vergeht wie im Flug, deshalb war der Montag unser Einkaufstag. Ist ja nicht so einfach wie in Ägypten, abends oder sonntags mal shoppen zu gehen. Nicht einmal der Bäcker hat auf dem Land offen! Wir beginnen mit einem Frühstück beim Lieblingsmetzger. Endlich bekomme ich meinen Wurstsalat. Schon seit einem Tag habe ich Lust auf was saures. Ich lasse mir noch extra Essig dazugeben. Andreas bekommt sein geliebtes Mettbrötchen. „Wollen wir Mett mitnehmen?“ Klar machen wir das. Und weil es so gut gepackt ist, nehmen wir so eine ganze Stange mit. Erst später überlegen wir uns, dass so ein Mett nicht ewig haltbar ist. Wie lange brauchen wir, um über ein Kilo zu essen? Na ja, jetzt sind wir erst mal froh, dass es in Deutschland kalt genug ist, um auch ein Mett einen Tag im Auto zu lassen.


Viele kommen nach Ägypten, um sich dort einzukleiden. Tatsächlich finden wir besser Kleidung in Deutschland. Ich werde magisch von Bonita angezogen, wörtlich. Dort sind die Klamotten ordentlich nach Farben zusammengestellt und ich brauche nur noch Größe und Preis auswählen. Da die Wintersachen nicht ganz so wichtig sind, bin ich immer bei den Restposten vom Frühling oder Herbst. Doch ich merke schon, dass Kleidergröße 42/44 sehr gängig ist, denn genau diese sind nicht mehr da. Und wer hat in unserem Alter Größe 36/38? Also doch nur nach Farbe auswählen. Petrol liebe ich! Hose, Bluse und ... . „Auf die Jacken gibt es 40€ Nachlass!“ Na, dann kaufe ich die, nach Begutachtung durch Andreas und aufmunterntem Nicken, doch auch. Wie immer lasse ich die Kleidung direkt an und wir gehen weiter für Andreas.


 Er ist im Bann von Tacco. Er ist auch der Meinung, dass er für das Geld, was ich jetzt bezahlt habe, mindestens 10 Teile bekommt. Nun, tatsächlich ist Tacco deutlich günstiger und ich sehe auch für mich Sachen, die mir gefallen würden, aber bequemlichkeit hat halt seinen Preis. Andreas‘ Hose hat einen Riss. Ist zwar heutzutage hipp, aber er fühlt sich doch in Kleidung ohne Risse wohler. Und auch bei ihm läuft es. Vier Hosen, alle passen. Auch er möchte gleich seine kaputte Hose ausranchieren und eine neue anbehalten. Also zahle ich, damit er nicht piepst, wenn er rausgeht, und bringe ihm die Hose ohne Sicherung zurück.


Jetzt kann es losgehen, die Lebensmittel einzukaufen. Halt, da war noch was! Eine liebe Freundin hat Nachwuchs bekommen und braucht dafür Heu und Futter. Sie hat jetzt vier Meerschweinchen! Also gehen wir erst einmal in die Zoohandlung. Mein Gott, was es alles für Kleinnager gibt! Das Heu sollte hängen! Tolle Holzvorrichtungen, aber das hat beim Besten Willen keinen Platz im Koffer. Hat sie denn einen Wasserspender? Ja, Gott sei dank. Also entscheiden wir uns für ein Kilo Heu, länglich abgepackt. „Wenn es keinen Platz hat, dann nehm ich einen Kissenüberzug und wir nehmen es als Heukissen mit ins Flugzeug!“ Andreas spendiert wirklich 2 KG für Meerschweinchenfutter. So, dass muss reichen. Auch wenn wir gerne noch Knabberkugeln und –glocken mitgenommen hätten.

Jetzt aber auf zu Aldi, um unsere Bedürfnisse noch zu stillen. „Mist, jetzt habe ich die Kofferwaage nicht dabei!“, meint Andreas. Stimmt. Normale Menschen gehen in den Aldi und rechnen die Preise zusammen. Wir gehen mit einem offenen Koffer rein und wiegen. „Dann müssen wir halt das Gewicht zusammenrechen. Ich habe 20 KG Platz und du noch 8 KG.“


Kaffee ist erstmal das wichtigste. Wir brauchen ganze Bohnen. Tatsächlich gibt es in Ägypten Kaffee, nicht unter 14 Euro das Kilo. Dann obligatorisch Fleischwurst, Wiener, Weichkäse. Andreas holt sich Wintergemüse, was man in Ägypten nie bekommt. Lauch und Kohlrabi. Knollensellerie hat er noch, davon habe ich 5 Stück beim letzten Aufenthalt mitgebracht. Und Weizen in Dosen! Stella ist ok, Weizen ist besser.


Weihnachten! Lebkuchen, Akoraherzen, Spekulatius kommen jetzt noch zum Vorrat von Lindor und Mozartkugeln dazu. Bis wir uns umschauen, ist der Wagen voll. An der Kasse rechnen wir grob das Gewicht zusammen. Bei 30 KG hören wir auf, zu viel!

Am Parkplatz darf uns jetzt niemand beobachten. Andere haben Einkaufskörbe, wir verstauen alles in unsere beiden Koffer. Das Heu kommt in den großen Koffer, weil es leicht ist, aber Platz braucht. Dafür ist es ein gutes Polster für den Haselnussschnaps, meinem Geburtstagsgeschenk. Die Mettstange muss auch in den großen Koffer, da Mett als Flüssigkeit zählt und im Handgepäck nicht durch den Zoll kommt! Der Kulturbeutel muss auch noch in den großen Koffer. Alles hat Platz, Koffer gehen zu.

Ohne Kofferwaage schätzen wir mal, dass mein Koffer weniger als 20 Kilo hat, der von Andreas dagegen mehr. Wir hoffen, dass beide zusammen akzeptiert werden.


Am nächsten Tag am Flughafen möchte Andreas vorm Check in wissen und geht zu einem geschlossenen Schalter an die Kofferwaage. Ich sehe nur, wie er kopfschüttelnd zurück kommt. Ich schätze: „ 19Kilo meiner und 24 Kilo deiner?“

„21,3 Kilo deiner und 28,6 Kilo meiner.“


Ups, wir suchen ein stilles Plätzchen, um die Koffer zu erleichtern und das Handgepäck zu beschweren. Das praktische ist, dass 7 Kilo schnell gezählt sind. 3 Brotmischungen, 3 Kaffee und der Kohlrabi. Andreas Handkoffer ist wirklich noch super leicht. „Aber ich musste mich schon draufsetzen, um ihn zu zubekommen.“ 3 Kilo Kaffee müssen rein. Und eine Brotmischung! Jetzt nochmal draufknieen und zu ist er.


Ein Kilo Kaffee und Kohlrabi in meine Handtasche. Der Rest in meinen Handkoffer, zu den 2 KG Meerschweinchenfutter. Beim Check in wird unsere Berechnung bestätigt. Zusammen noch 42 Kilo, alles im gründen Bereich. Jetzt ab durch den Zoll. Natürlich gehen unsere Handkoffer nicht durch. Andreas stellt sich neben einen Mann, der seinen Koffer öffnen soll. Flapsig meint Andreas: „Aber vorher noch die Bombe entschäfen!“ Oha, solche Witze mögen die Zollbeamten gar nicht mehr. Der junge Mann reagierte besonders empfindlich und meinte, Andreas solle sich vorsehen, sonst bekäme er eine Strafanzeige. Die Zollbeamtin war etwas gelassener und erklärte, dass man tatsächlich jeden, der eine solche Bemerkung mache, genau untersuchen würde. Na prima, jetzt war der Koffer von Andreas dran.


Schon beim Öffnen springen die Kaffeebohnen der Beamtin entgegen. „Ja da müssen wir einen Sprengstofftest machen.“ Alles ok, sie gibt Andreas den Koffer, den wir tatsächlich wieder zu bekommen haben und sie wünscht uns einen guten Flug. Wir grinsen sie an und meinen, dass der nächste Handkoffer auch uns gehört.


Sie macht ihn auf und dieses mal springen ihr schmutzige Socken entgegen, einer fällt dann auch unter den Tisch. Peinlich, denn sie muss echt krabbeln, um den Socken wieder zu holen. Dann holt sie das Meerschweinchenfutter raus und schaut fragend zu uns. „Für eine Freundin!“ „Ja, das hätte ich jetzt auch gesagt!“ Die Brotmischung ist auch nicht das, was sie sucht. Sie holt Hilfe und zeigt zwei Polizisten, die jetzt mit ihrem Gewehr vor unserem Meerschweinchenfutter stehen und auf den Bildschirm schauen. „Da ist was rundes!“ Ach ja, der Koffer hat auch zwei Reissverschlüsse. „Wenn Sie was rundes suchen, das ist Kohlrabi!“, versuche ich aufzuklären, bevor jemand darauf schießt!


Tatsächlich, das wars! Jetzt fliegen wir und bangen jetzt schon, wie wir dem Zoll in Hurghada erklären, dass das längliche im Koffer nur Wurst ist!


In Hurghada haben wir Glück. Unsere Koffer kommen sehr schnell, so dass wir auch schnell durch den Zoll gehen. Wir packen Koffer drauf, Handkoffer und wollen gehen, da werden wir darauf hingewiesen, auch die Handtaschen in den Scanner zu legen. Machen wir. Am anderen Ende nehme ich die ersten unserer Koffer entgegen. „Open please!“ Wechen? Ah, den kleinen mit Kaffee. Nur diesen! Andreas schnappt sich sofort die anderen und geht Richtung Ausgang. Nein, wir wollen das Mett, was wie ein Pferdepimmel ausssieht, und den Lauch nicht erklären. Nachdem die Kaffeebohnen zum Vorschein kommen, sind alle zufrieden.

Wir sehen unsere Freundin Doris, die uns mit ihrem Hund abholt. Wir packen alles ins Auto und fahren los. „Wo ist meine Handtasche?“ Tja, die mussten wir ja auch durchleuchten lassen. Ich habe sie nicht mitgenommen. Panisch steige ich aus und gehe zurück. Der Security lässt mich natürlich nicht rein. Ich erkläre ihm, was ich suche. Eine kleine, weiße Tasche. Und was drin ist. Kaffee, Euros, Zigaretten von Duty free. Ein Kollege geht los und kommt zurück – nichts. Jetzt beobachte ich schon mal die Gäste die rausgegangen sind, ob jemand meine Tasche hat. Da winkt der Mann vom Zoll mit meiner Tasche. Erleichtert zeige ich dem Security, dass das meine Tasche ist. Der Zollbeamte kommt und meint, es wären zwei Taschen. OH, Andreas hat seine also auch nicht mitgenommen. Ich zeige ihm den Ausweis von Andreas und kontrolliere meine Tasche. Alles da! Ich gebe 20 Euro Trinkgeld, was der Security behalten darf, der Beamte nicht. Andreas ist jetzt auch da und nimmt seine Tasche entgegeb.

„Jetzt hast du wieder ein Kapitel für dein neues Buch!“ Ja, so ist das!e.

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